TEXT: Belinda Petri

 

Friede, Freude, Heiligtümer

Bei der abschließenden Pressekonferenz am Montag nach der feierlichen Verschließung der Aachener Heiligtümer waren sich alle Beteiligten einig: Die zehn Tage währende Heiligtumsfahrt 2014 war ein voller Erfolg!

Mehr als 125.000 Gäste – Pilger, Ordensleute und Besucher aus aller Welt – haben sich auf den Weg nach Aachen gemacht um im Dom oder bei den Messen auf dem Katschhof die vier Großen Heiligtümer (das Kleid Mariens, die Windeln und das Lendentuch Jesu sowie das Enthauptungstuch Johannes des Täufers) zu sehen.

Public Prayer und Facebook

Dabei waren die Organisatoren – ihrem eigenen Motto „Glaube in Bewegung“ folgend – neue Wege gegangen und hatten bewusst ein breites Publikum von Jung bis Alt angesprochen: Der Einsatz neuer Medien von der Videoleinwand zum ‚Public Prayer‘ auf dem Katschhof bis zur Facebook-Seite haben ihre Wirkung erfüllt, allein bei der Nacht der Jugend sind rund 1.200 Jugendliche dem Angebot „We like to move it“ gefolgt und haben Liedermacher Tim McMillan gelauscht, am Elisenbrunnen Taizé-Lieder gesungen und unter dem Barbarossaleuchter im Dom und in Workshops ihren Zugang zu den Textilreliquien und Glauben im Allgemeinen gesucht.

Am Sonntag sorgte dann das Knattern von über 300 Motorrädern für Aufmerksamkeit: Bei der ersten Bikermesse, die zur Aachener Heiligtumsfahrt abgehalten wurde, konnte Pfarrer Hardy Hawinkels sein Vorhaben, endlich eine Messe im Trockenen zu zelebrieren, zwar nicht erfüllen, da Spektakel gefiel aber den Teilnehmern ebenso wie einer Reihe von Zuschauern – zumindest bis zum Regenschauer.

Mit der Verschließung der Heiligtümer im Marienschrein nach althergebrachtem Ritual endete die Aachenfahrt: Der Schrein wird mit einem neuen Schloss verschlossen und der Schlüssel in zwei Teile zersägt, die Räute bleibt in kirchlichem Besitz, den Bart nahm Oberbürgermeister Marcel Philipp für die Stadt entgegen – eine seit dem Mittelalter geltende Gewaltenteilung.

Friede, Freude, Eierkuchen – was bleibt von der Heiligtumsfahrt?

Bischof Dr. Heinrich Mussinghoff zeigt sich während der Messe sichtlich gerührt von seiner Begegnung mit Flüchtlingen aus dem Irak, die am letzten Abend vor dem bereits verschlossenen Dom standen und mit denen er dem abendlichen Einpacken der Textilreliquien beiwohnte. Ihre Verehrung der Heiligtümer und arabischen Gebete habe ihn tief bewegt und noch einmal mehr deutlich gemacht, dass die Reliquien wichtige, hoffnungsspendende Symbole für alle Menschen sind.

Auch Domprobst Monsignore Helmut Poqué hob die besondere, friedlich-heitere Stimmung der vergangenen Tage in der Stadt hervor, das Aufeinandertreffen von Pilgern und Touristen habe zu interessanten Begegnungen geführt, selbst die Kriminalstatistik war angesichts der hohen Besuchermenge unterdurchschnittlich niedrig, Stichwort „soziale Kontrolle“. Durch die emotionalisierte Ansprache verschiedener Zielgruppen wurde ein breites Publikum angesprochen, das Engagement aller Beteiligten samt zahlreicher freiwilliger Helfer gab der Heiligtumsfahrt und der Stadt Aachen ein freundliches Gesicht.

Auf die Fortsetzung der Feierlichkeiten anlässlich der 600-Jahr-Feier der gotischen Chorhalle des Aachener Doms im September 2014 darf man sich jetzt schon freuen.